Kundenmosterei Gamper
Die Familie Gamper betreibt eine Kundenmosterei im Neukirch an der Thur / TG. Für Willy Gamper ist das Mosten mehr als ein
Nebenverdienst oder blosser Zeitvertreib, vielleicht sogar mehr als ein Hobby. Die Verarbeitung der Äpfel zu Saft oder Wein ist bei Gampers eine Familientradition.
Chronik
Der Sommer war ungewohnt trocken. Die Wiesen verdörrten. Die Bauern hatten kaum Gras, um die Kühe zu füttern. Die Äpfel trockneten noch an den Bäumen aus», so erinnert sich Willy Gamper an den Sommer 1947. Schon damals besassen Gampers eine Einrichtung, um die ersten Äpfel im Herbst zu pressen. In diesem trockenen Sommer entschloss sich der Vater von Willy Gamper, die eigenen Äpfel nach Sulgen zum Restaurant Storchen, heute heisst es Türmli Bar, zu bringen. Der damalige Wirt besass eine fortschrittlichere Presse, mit der aus den Äpfeln mehr herausgeholt werden konnte als mit der hofeigenen.
Damals nahm die Geschichte der Kundenmosterei Gamper ihren Anfang. Willy Gampers Vater sah in der Mosterei eine Marktlücke. Die Presse in Sulgen diente als Vorbild. Die eigene Korbpresse wurde im Jahr darauf durch eine Packpresse ersetzt.
1948 haben Gampers also zum ersten mal Most aus den Äpfeln anderer Leute hergestellt. Mittlerweile hat Sohn Andreas Gamper in der dritten Generation die Mosterei übernommen, sein Vater und weitere Familienmitglieder stehen ihm aber mit Rat und Tat zur Seite.
Seit 1948 hat sich viel verändert. Auf die Packpresse folgte eine Bandpresse. Diese hat den Vorteil, dass sie mit einer Person betrieben werden kann. Bei der Packresse waren zwei bis drei Personen nötig. Willy Gamper hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Betrieb immer wieder zu rationalisieren und zu optimieren.
Saurer Most oder Apfelsaft
Die Familie Gamper hat das Angebot , ausgebaut. So können die Kunden zum Beispiel ihren Saft auch klären oder zentrifugieren lassen. Das zentrifugieren ist ein rein physikalischer Vorgang. Die Bestandteile im Saft werden dabei durch das Schleudern gleichmässig verfeinert und verteilt. Ein Teil wird herausgeschleudert. Etwa zwei bis vier Prozent des Saftes gehen dabei verloren. Geklärt wird mit Gelatine und Enzym. Bei diesem Vorgang gehen etwa sieben bis zehn Prozent des Saftes verloren. Wer einen sauren Most möchte, kann dem Saft etwas Hefe beigeben. Der Saft beginnt so kontrolliert und schnell zu gären.
Im Wandel der Zeit
Wenn aus dem Obst der Saft gepresst wird, bleiben Rückstände übrig. Diese Rückstände werden «Trester» genannt. Der Trester wird bei der Mosterei Gamper von einem Händler abgeholt, siliert und nachher den Kühen gefüttert. «Früher konnte mit dem Erlös des Tresters der Moster entlöhnt werden. Das ist aber heute bei weitem nicht mehr der Fall».